Die Talgdrüsenzyste ist eine gutartige Wucherung der Talgdrüse. Talgdrüsen produzieren laufend Talg, der durch einen Kanal nach aussen, an die Hautoberfläche gelangt. Wenn dieser Kanal nun verstopft ist, reichert sich der Talg in der Drüse an, ohne nach aussen dringen zu können. Die Talgdrüse schwillt an – es bildet sich eine Zyste. Der wissenschaftliche Begriff dafür ist Atherom oder Trichilemmalzyste. Weil diese halbkugelig gewölbte Zyste im Laufe der Zeit immer grösser wird und ihr Inhalt, der Talg, eine Konsistenz hat, die an Grütze erinnert, nennt man sie im Volksmund auch Grützebeutel oder Griessknoten. Zu etwa 90% entstehen Atherome am behaarten Kopf, bilden sich aber auch am Hals, Nacken und Bauch, im Gesicht oder an den Genitalien.
Wie entsteht ein Atherom?
In den meisten Bereichen der menschlichen Haut sind Talgdrüsen angesiedelt. Sie befinden sich zumeist an den Haarfollikeln und gehören zu den holokrinen Drüsen, deren Sekret aus der gänzlichen Umwandlung von Drüsenzellen entsteht. Dabei entsteht Talg: in der Hauptsache eine Mischung von Fetten (Triglyceriden, Wachsen, Fettsäure, Cholesterin). Talg hat die wichtige Funktion, die Haut vor dem Austrocknen zu schützen und geschmeidig zu halten. Sobald nun der Austrittskanal bzw. Ausführungsgang einer Talgdrüse verstopft ist, kann der Talg nicht nach aussen dringen. Weil die Talgproduktion weitergeht, sammelt sich mehr und mehr Talg im Drüsenkörper an. Durch Verkapselung entsteht ein Talgknoten, der im Laufe der Zeit immer weiter anwächst. Sofern sich keine Entzündung bildet, ist diese Wucherung gesundheitlich ungefährlich. An frei sichtbaren Körperstellen können Atherome jedoch unästhetisch wirken. Und auf der Kopfhaut, wo sie meisten, oft auch gehäuft, auftreten, können sie beim Kämmen oder auch beim Schlafen stören, was auf die Dauer lästig werden kann.
Wie erkennt man ein Atherom?
Eine Neigung zur Ausbildung von Atheromen ist meistens genetisch festgelegt. Oft ist also eine familiäre Häufung dieses Phänomens zu beobachten. Bei betroffenen Personen bilden sich auf der Kopfhaut in der Regel gleich mehrere Talgdrüsenzysten. Atherome wachsen normalerweise etwa 2 cm an, können aber auch den Umfang eines Tischtennisballes oder eines Hühnereis erreichen. Charakteristisch für ein Atherom ist seine halbkugelige Form und die Konsistenz: Die verkapselte Talgmasse fühlt sich prall und elastisch an, und sie lässt sich leicht hin und her schieben. Die Haut, die das Atherom umspannt, ist verhornt. Auch das ist ein Merkmal, an dem das Atherom gut zu erkennen ist. Doch ist eine Verwechslung mit der Epidermoidzyste denkbar. Bestehen Zweifel beim Erstellen der Diagnose, kann eine histologische Untersuchung abklären, ob es sich um eine Talgdrüsenzyste handelt, oder ob die Wucherung anderen Ursprungs ist.
Wie werden Atherome behandelt?
Atherome sind normalerweise ungefährlich und müssen auch nicht unbedingt behandelt werden. Doch sie wachsen kontinuierlich und werden unmerklich immer grösser. Irgendwann werden sie lästig. Sofern sie sich an exponierten Körperstellen befinden, fallen sie auf und wirken unschön. Von selber geht ein Atherom nicht zurück. Und selber sollte man besser nicht den Versuch starten, den Talg herauszudrücken. Das klappt nur selten. Talgdrüsenzysten können leicht und sehr effektiv chirurgisch entfernt werden. Der Eingriff kann zumeist ambulant, unter Lokalanästhesie, erfolgen und er dauert etwa eine halbe Stunde pro Atherom. Wichtig ist bei der OP, sowohl die Kapsel, als auch den Ausgangskanal vollständig zu entfernen, damit sich keine neue Talgzyste bilden kann. Bei fachgerechter Ausführung wird sich an der Stelle kein neues Atherom bilden. Die Einschnittstelle wird mit Nahtmaterial verschlossen und schon am Folgetag ist der Patient wieder arbeitsfähig.
Können unbehandelte Atherome zu Komplikationen führen?
Je nach erreichter Grösse kann eine verkapselte Talgdrüsenzyste zwar lästig sein und unästhetisch wirken, doch sie ist ungefährlich. Dringen jedoch Bakterien in das Atherom ein und vermehren sie sich dort, dann kommt es zu einer Entzündung. Das kann z.B. passieren, wenn man sich beim Kämmen verletzt, oder wenn versucht wird, selber den Talg aus der Zyste herauszudrücken. Ein entzündetes Atherom kann sehr schmerzhaft sein. Schreitet die Entzündung unbehandelt voran, kann es schwierig werden, das Atherom zu entfernen. Denn wenn die Entzündung auf benachbartes Gewebe übergreift, ist die Abgrenzung der Kapsel von dem sie umgebenden Gewebe der Unterhaut nicht mehr deutlich zu erkennen. Dann kann das Atherom auch nicht mehr sauber abtrennet werden. Im schlimmsten Fall bildet sich Eiter, was zu einem Abszess führen kann, der dann grossflächig operativ entfernt werden muss.