Botulinumtoxin ist ein starkes Nervengift. Es bewirkt die Lahmlegung von Nervenleitungen. Wenn auf diese Weise die die Verbindung zwischen dem impulsauslösenden Nervenzentrum und der Muskulatur getrennt wird, reagiert ein Muskel nicht mehr auf die ausgesendeten Nervenimpulse – er bleibt schlaff und inaktiv. Diese Eigenschaft des Botulinumtoxin wurde in der Medizin nutzbar gemacht. Überall dort, wo unkontrollierte Nervenreizungen zu unerwünschten Muskelkontraktionen führen, kann Botulinumtoxin zur Unterbindung des Nervensignals eingesetzt werden. Dafür wird eine winzige, dosierte Menge des Wirkstoffs gezielt an der Stelle angebracht, wo der entsprechende Nerv zum betreffenden Muskel führt. Auch in der kosmetischen Dermatologie kann dieses Verfahren angewendet werden. Einige der Gesichtsfalten sind mimische Falten, die durch eine Kontraktion von Gesichtsmuskeln hervorgerufen werden. Wenn nun die ungewünschte Anspannung unterbunden wird, lockert und entspannt sich der Muskel. Der Druck auf das Gewebe lässt nach und die Falte kann sich glätten.
Einsatz zu ästhetisch motivierten Zwecken in der Schweiz
In der Schweiz ist eine Botox-Behandlung von Gesichtsfalten nur in ganz bestimmten Fällen zugelassen: zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Glabellafalten (auch „Zornesfalten“ genannt) sowie zur Bekämpfung von mittelschweren bis schweren seitlichen Augenfalten (umgangssprachlich auch „Krähenfüsse“). Andere mimische Falten liessen sich zwar unter Umständen mittels Botulinumtoxin zwar ebenfalls verbessern, doch ist eine solche Behandlung in der Schweiz nicht zugelassen! Ein Einsatz von Botulinumtoxin bei anderen Falten wäre eine „off-label-Anwendung“, die ausserhalb des von der Swissmedic zugelassenen Anwendungsgebietes des Medikaments liegen würde.
Die Behandlungserfolge sind nur vorübergehend
Botulinumtoxin ist ein Wirkstoff, der vom Körper abgebaut wird. Der Abbau geschieht jedoch nicht rasch, sondern er vollzieht sich langsam voranschreitend, innerhalb von mehreren Monaten. Die Wirkung des Botulinumtoxin ist darum nicht dauerhaft. Mit zunehmendem Abbau des eingespritzten Mittels regeneriert sich der Muskel nach und nach wieder. Das kann einige Zeit dauern. Doch hinterher ist der Ausgangszustand wieder hergestellt. Um ein Ergebnis zu halten, müsste eine Therapie mit Botulinumtoxin also periodisch wiederholt werden.
Wie wird bei der Faltenbehandlung vorgegangen?
Der behandelnde Arzt muss äusserst sorgfältig vorgehen. Er muss gute anatomische und physiologische Kenntnisse sowie Erfahrung mitbringen. Die Situation muss er gut einschätzen können. Um die gewünschte Wirkung herbeizuführen, darf er nur diejenigen Gesichtsmuskeln ausschalten, die für die Entstehung der Falte verantwortlich sind. Dabei richtet sich die Dosis immer nach den individuellen Gegebenheiten, die vorliegen. Massgebend ist die Kontraktionsstärke des Gesichtsmuskels, der die Falte auslöst. Sicherheitshalber wird die Dosis sehr niedrig gewählt. Bei Bedarf kann schliesslich nachgespritzt werden. Umgekehrt ist das Entfernen von einmal injiziertem Botulinumtoxin nicht möglich. Es geht also darum, millimetergenau den richtigen Nerv zu treffen. Gerade aus diesem Grund ist eine sehr exakte Kenntnis der Gesichtsmuskulatur seitens des Arztes unerlässlich, um Fehler zu vermeiden. Denn das Einspritzen des Mittels an falsche Stellen kann leicht dazu führen, dass ganz andere Muskeln lahmgelegt werden. Die Folge kann dann ein maskenhaftes Gesicht sein, mit eingeschränkter Mimik und mit starrem Gesichtsausdruck.